Montag, 14. April 2008

Fein gestrichelt

13.04.08

Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, radiomagazin Nr. 15/16 08, Seite 12

(Zitat) Fein gestrichelt .
Während man sich in Wien hemmungslos dem Dreivierteltakt hingibt, gehen Simon Rattle und seine Philharmoniker in Berlin fürs Neujahrskonzert einen eigenen Weg: Sie spielen zwar Populäres, aber unpopulistisch. Bei den «Bildern einer Ausstellung» ist für einmal nicht Mussorgskys bewegt-versoffenes Leben Schlüssel zum Werk, sondern die eigentlichen Vorlagen: die zarten Bilder von Vikror Hartmann. Und so fein gestrichelt und gezeichnet klingt die Interpretation auch.
Gabriela Kaegi, DRS2 (Ende Zitat)

Vorab: Ich schätze Gabriela Kägi in mancherlei Hinsicht sehr und höre ihre Beiträge bei drs2 mit grossem Interesse.

Der Text hier bringt mich zum Nachdenken – und jetzt auch zum Schreiben.
Es geht mir um Dreierlei.

Erstens: Das in rund 65 Worten vermittelte Mussorgsky-Bild. Als Leser nehme ich zur Kenntnis: Mussorgsky führte ein bewegtes, aber versoffenes Leben. Das war alles. Ich beschäftigte mich in Studiumszeiten mit Mussorgsky und sah das damals etwas anders.

Zweitens: Das Werk und seine Interpretation. Offenbar diente vor allem (oder gar ausschliesslich?) das bewegt-versoffene Komponistenleben als Schlüssel zu allen früheren und gegenwärtigen Aufnahmen dieses Werks. Auch das erlebte und erlebe ich allerdings anders. – Hat Gabriela Kägi die „zarten Bilder von Viktor Hartmann“ angeschaut? Es gibt in der von Mussorgsky musikalisch beschriebenen Ausstellung, wenn ich mich recht erinnere, auch noch weniger fein gestrichelte Bilder.

Drittens: Ich erfahre, dass man sich in Wien hemmungslos dem Dreivierteltakt hingibt. Beim Neujahrskonzert? Oder allgemein? Ist die besprochene Aufnahme ein Mitschnitt des Berliner Neujahrskonzerts? Und ist Wien, „einfach so“, populistischer als Berlin?

Mir erscheinen die Zeilen dieser CD-Besprechung als unverbindliches Obenhin-Ungenau-Geplauder. Der Text dient nicht der Information, sondern der desinformativen Verkaufswerbung. „Infotainment“ halt. „Schreien hilft nichts. Wir müssen’s wohl leiden“, schreibt Georg Büchner („Dantons Tod“).

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