Nashörner in Bern
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Das skurrile Nashorn mit dem lebendigen Auge (Bild: fv) |
Dickhäuter.
Warum habe ich das noch nie gesehen? Gerade neben der Haustüre, dieses Fabeltier? Mein Enkel und ich sind uns einig: Ein Nashorn ist das – auch wenn es vielleicht etwas Fantasie braucht, um es zu erkennen. Was es doch für lebendige, farbige Augen hat! Das mit dem
Horn ist natürlich etwas weit hergeholt – jemand meinte, es gleiche eher einem Elefantenrüssel.
Gleichviel – es ist ein Nashorn.
Horn ist natürlich etwas weit hergeholt – jemand meinte, es gleiche eher einem Elefantenrüssel.
Gleichviel – es ist ein Nashorn.
Es gab mal Nashörner in Bern
1850 grub man mit Schaufeln und Pickeln unterhalb der Inneren Enge in Bern den Sandstein und Mergel ab, um die Tiefenaustrasse zu bauen. Die dabei gefundenen Versteinerungen wurden allerdings zum Teil zerstört, aber dennoch dem Naturhistorischen Museum in Bern übergeben. Darunter waren auch die Überreste eines Nashorns; ein Schädel, ein vollständiger Unterkiefer, Zähne und Einzelknochen. Die Funde stammen aus dem Miozän und sind etwa 20 bis 23 Millionen Jahre alt.
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Etwa 20 Mio. Jahre alt: Nashornschädel im Naturhistorischen Museum Bern. Bild fv, mit Erlaubnis des Naturhistorischen Museums Bern |
Mit spürbarem Engagement berichten Verantwortliche des Naturhistorischen Museums, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Habgier die Menschen dazu treibt, die noch frei lebenden Nashörner zu jagen. Bald werden sie, trotz aller Schutzmassnahmen, ausgerottet sein. Sogar Museen ersetzen bei ihren Präparaten die Hörner durch Attrappen aus Holz, weil echte Hörner auch schon bei Einbruch-diebstählen entwendet worden sind.
Interview mit einem Nashorn
In diesem Zusammenhang steht die Erinnerung an ein fiktives Interview mit einem Nashornbullen, gelesen im Magazin „ZeitWissen“ Nr. 2, Februar-März 2016 (Seiten 38-43). Armin Püttger-Conradt, ein engagierter Nashornschützer, verwandelt sich in den Interviewpartner, einen Nashornbullen. Er gibt Auskunft über historisches und gegenwärtiges Verhalten und die Lebensweise der verschiedenen Nashornarten und geisselt das Vershalten der Menschen, die glauben, ihr Egoismus sei wichtiger als das Zusammenleben in der Natur, deren biologischer Reichtum und ein natürliches Gleichgewicht der Arten. „Die Menschen halten sich für Götter“ – „Ein Nasenhorn ist mehr wert als Gold“ – „Hört auf, euch selbst zu täuschen. Hört auf, euch einzureden, dass es alles zu kaufen gibt. Denkt daran, dass diese fantastische Entwicklung, die der Mensch durchgemacht hat, auf Kosten anderer geht, wenn man nicht aufpasst“. Soweit die ausgewählten Zitate.
Die Nashörner und das Groteske
Alle diese Verknüpfungen entwickeln und verstärken sich anlässlich der Medienorientierung im Asienraum des Naturhistorischen Museums. Gastgeber ist neben dem Museumsteam das Berner Theater Gurten. Dessen Leiterin Livia Anne Richard hat für diese Saison Eugène Ionescos (1912-1994) „Die Nashörner“ ausgewählt. Ihre Berndeutsch-Fassung stützt sich vor allem auf die französische Originalfassung, 1959 erschienen. Die deutsche Fassung, von Claus Bremer (er wirkte in den 1950-er Jahren kurze Zeit auch in Bern) und H.R. Stauffacher, erschien 1960 im Luchterhand-Verlag und 1964 erstmals als Fischer- Taschenbuch (26. Auflage: 2015).
Man hat allerlei in die Bedeutung dieses exemplarischen Werks des französischen Avantgarde-Theaters hineingedeutelt.Interessant ist, wie sich das Stück in Livia Anne Richards Bearbeitung und Inszenierung in der Freilicht-Arena auf dem Gurten präsentiert. Jedenfalls sind die Nashörner des absurden Theaters von Ionesco keine bedrohte Tierart. In einer Art Spiegelung des aussterbenden Tieres in eine groteske Rückwärts-Metamorphose hat Ionesco „die Ausbreitung des politischen
Fanatismus wie die einer Epidemie in seinen Tagebüchern (...) verzeichnet und dort schon das Bild von den Nashörnern gebraucht (...)“, wie François Bondy im Klappentext des Fischerbuches zitiert wird.
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